Wissenschaftler sind sich einig: Die 65.000 Jahre alten Malereien in der Höhle von Ardales in Málaga sind die ältesten der Welt und stammen vom Neandertaler.
Málaga – Sie sind nicht gerade das, was heutzutage als Kunstwerk bezeichnet werden würde. Aber sie sind die wahrscheinlich ältesten Höhlenmalereien der Welt. Internationale Wissenschaftler haben bestätigt, dass die rote Bemalung der Stalagmiten in der Höhle von Ardales im Norden der Sierra de la Nievas in Málaga von Verwandten des modernen Menschen stammen, den Neandertalern.
Die Markierungen in der Höhle in Andalusien sind rund 65.000 Jahre alt und entstanden 20.000 Jahre bevor die ersten modernen Menschen nach Europa und Spanien kamen. Die Forscher veröffentlichten ihre Ergebnisse in der am Montag erschienenen US-Fachzeitschrift „PNAS“.
Höhlenkunst vom Neandertaler in Málaga: Stalagmiten rot gefärbt, um die Höhle zu kennzeichnen
Demnach entstanden die roten Verfärbungen nicht wie zunächst angenommen wurde durch natürliche Prozesse, wie Verwitterung oder Ablagerungen aus Sickerwasser. Diese These ist nun widerlegt. Die roten Pigmente wurden offenbar gezielt auf die Tropfsteine aufgetragen über einen Zeitraum von mehreren Jahrtausenden, was darauf schließen lässt, dass Generationen von Neandertalern immer wieder in die Höhle von Ardales in Andalusien zurückkehrten.
Die Neandertaler kennzeichneten die Stalagmiten in der Mitte einer großen Kammer, um die Höhle als bedeutsame Stätte zu markieren, wie die Wissenschaftler vermuten. Verschiedene Analyseverfahren haben ergeben, dass die benutzten Farbpigmente nicht aus der Höhle in Málaga stammten, sondern mitgebracht wurden. Auch änderte sich die Zusammensetzung des Farbstoffes über die Jahre.
Höhlenkunst vom Neandertaler in Málaga: Generationen von Neandertalern zogen in die Höhle von Ardales
Die 1.600 Meter lange Cueva de Ardales in Málaga wurde im Jahr 1821 entdeckt, nachdem ein Erdbeben den Eingang freigelegt hatte. Die Geschäftsfrau Trinidad Grund kaufte die Höhle, die deshalb auch nach ihr benannt wurde, und öffnete die Grotte 1823 für Touristen. Erst 1918 erkannte der französische Historiker Henri Breuil die bedeutenden Wandmalereien. Inzwischen sind über 1.000 bekannt, darunter Bilder von Tieren wie Hirschen, Ziegen, Vögeln oder Fischen sowie weibliche Figuren und Handabdrücke.
Trotz des archäologischen Reichtums geriet die Höhle in Vergessenheit. Während des spanischen Bürgerkriegs (1936-39) wurde sie als Luftschutzbunker genutzt. Erst ab 1985 rückten die Felsmalereien wieder ins Visier der Forschung. 2011 starteten die Universität von Cádiz und die Stiftung Neandertal Museum in Mettmann bei Düsseldorf ein gemeinsames Projekt, um die Cueva de Ardales und ihre Kunstwerke unter die Lupe zu nehmen.