Liebe, Lust und Leiden in Spanien

Liebe, Lust und Leiden in Spanien
7 Nov 2020

Te quiero bedeutet: Ich liebe Dich. Aber auch: Ich will Dich. Ein bisschen forsch, finden Sie nicht? Amouröse Feinheiten der spanischen Sprache vom ersten Rendezvous bis zum erotischen Pulverdampf über Cuenca.

- Wie erklärt der Mann auf Spanisch einer Frau seine Liebe - und was sagt man lieber nicht?
- Für den Geschlechtsakt gibt es im Spanischen eine bunte Auswahl frivoler Ausdrücke, aber auch uralte Gleichnisse.
- Am Ende leiden verlassene Liebende auf der ganzen Welt gleich, doch lieben sie auch gleich?

Madrid - In Sozialen Netzwerken geistert immer mal wieder der Witz umher, dass Spanier und Deutsche den gleichen Stammvater hätten: Julio Iglesias. Dieses Schlager singende Trugbild eines Mannes hat viel zum Klischee des oberflächlichen, lästig romantisierenden Latin-Lovers beigetragen, das sich in nördlichen Breiten teils hartnäckig hält. Fragen Sie mal die spanischen Frauen, was die von diesem Typus halten!

Ein Text über die Liebe und die Lust der Spanier soll vor Klischees nur so triefen, sonst macht er doch keinen Spaß. Dabei wollen wir aber versuchen, den Männern aller Länder möglichst gleichmäßig auf den Schlips, - ja, belassen wir es bei Schlips, zu treten.

Spanien, Deutschland: Männer sind überall gleich - Frauen überall gleich großartig

Wer sein Bild vom spanischen Mann oder dem, was der spanischen Frau gefällt, noch immer aus der Farbpalette des so verführerischen wie rücksichtslosen Ibero-Machos, des spöttelnden Schwerenöters Don Juan und der feurigen Gitana Carmen koloriert, sollte seinen Pinsel, - ja, belassen wir es bei Pinsel, mal in andere Farben tauchen. Die Männer in Spanien sind in der Liebe genauso großartig und hilflos, romantisch und mitleiderregend wie die deutschen oder Herrschaften sonstiger Nationen, tragen nur seltener Socken in den Sandalen und haben oft dunklere Haare. Die Frauen sind einfach nur großartig. Immer und überall. Natürlich.

Strand, Sauerkraut und horizontale Pünktlichkeit

Wie erklärt man auf Spanisch einer spanischen Frau seine Liebe? Zu den Männern kann ich naturgemäß nicht viel sagen, ich höre meist nur Klagen, von spanischen Frauen, aber auch von solchen, die aus dem Ausland kamen mit einer überromantisierten Vorstellung vom Latin-Lover, der sie auf Händen durch die Gischt der Wellen ins Sternenzelt der Liebe trägt. Die Realität ist meist banaler, das fängt schon mit dem vermaledeiten Sand am Strand an.

Doch auch die Erwartungshaltung der spanischen Frau hangelt sich mitunter an Vorstellungen entlang, die sie weiß-der-Geier-wo inhaliert hat. So dachte ich einmal zunächst, sie macht mir ein Kompliment als sie sagte: „Du bist eigentlich überhaupt nicht richtig deutsch, - so als Mann“. Ich war verwirrt, denn ihr Ton trug Enttäuschung. Was erwartete sie? Eine Art von preußischem Parade-Sado-Maso, Marschmusik beim Liebesakt, einen Sauerkraut-Fetisch oder einfach nur absolute horizontale Pünktlichkeit?

Te quiero, te amo, te adoro... - und ein Notausgang

Frauen, besonders die spanischen, erklären ihre Liebe nicht, sie geben einen beiläufigen Wink, einen Gnadenerweis, bereit zu sein, sich die Avancen der Männer vorführen, sich den Hof machen (hacer la corte) zu lassen. So gesehen sind sie traditionell, denn das sind die ganz alten Spielregeln Amors, dem Gott der Liebe. Und der ist selbstverständlich eine Frau. „Amor, der schlaue Plagegeist des menschlichen Geschlechts“, wie Cervantes ihn nennt und den wir hier lieber zitieren als Julio Iglesias. Als Meisterschützin hat Amor einen Heidenspaß dabei, den putzigen Männlein bei ihren wackeligen Zielübungen zuzuschauen. Zumal sie längst alles mit dem ersten Blick entschieden hat.

Klischees entstehen, weil sie wahr sind, schrieb mal irgendwer. Und die Wahrheit des Gedanken liegt letztlich in der Sprache. Sie deckt alles auf: Das landläufige: „Te quiero“, heißt auch „Ich will Dich“. Spanien, ein Land der Conquistadores, der Eroberer. Feingeistigen Aspiranten könnte das zu forsch erscheinen, doch bekanntlich macht der Ton die Musik. „Te quiero“ hat den Vorteil, elegant verlängert werden zu können: Antwortet die Angebetete mit einer abwertend hochgezogenen Augenbraue oder dem Ansatz einer Ohrfeige (lateinisch: hostia), erwidert man: „Te quiero ... äh... ver feliz...“, „Ich will dich ..- stammel - .. glücklich sehen.“ Ein verbaler Notausgang, den uns die spanische Liebesgöttin in den Köcher gesteckt hat.

Source: https://www.costanachrichten.c...


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