Steht Spanien am Anfang einer Lebensmittelrevolution?

Steht Spanien am Anfang einer Lebensmittelrevolution?
26 Sep 2020

Spanien, das für seine eher traditionelle Küche bekannt ist, entstehen mehr und mehr innovative Lebensmitteltechnologie-Startups.

José Luis Cabañero, der CEO des größten europäischen Startup-Investors im Bereich Food-Innovationen, Eatable Adventures, führt diesen Trend auf die Präsenz einiger „starker Biotech-Forschungszentren in Spanien“ zurück.
Er sagt, die treibende Kraft hinter vielen dieser Startups sei ein Streben nach immer besseren Lösungen. „Es gibt neue Produkte, die besser für den Menschen, besser für die Natur, aber auch besser für die Kreativität sind“, so Cabañero.


"Momentan befasst sich jedes Startup mit Nachhaltigkeit, weil es zum Beispiel eine hohe Nachfrage nach Produkten auf pflanzlicher Basis gibt. Sie zielen darauf ab, einen negativen CO2-Fußabdruck zu erreichen", sagt Cabañero.
Wir haben eine Liste von 5 Lebensmitteltechnologie-Startups zusammengestellt, die Sie im Auge behalten sollten.


1. Feltwood: Verpackungen aus Lebensmittelabfällen


Das Startup-Unternehmen Feltwood Ecomateriales aus Saragossa hat eine Technologie entwickelt, mit der Verpackungsmaterialien aus landwirtschaftlichen und pflanzlichen Abfällen hergestellt werden können, die für den menschlichen Verzehr nicht geeignet sind.


„Feltwood-Materialien bestehen zu 100% aus pflanzlichen Fasern", erklärt Arancha Yáñez, CEO von Feltwood. „Ohne Kunststoffe, Klebstoffe oder Bindemittel jeglicher Art, daher sind sie in vielen Anwendungsbereichen eine echte Alternative zu Kunststoff und Holz.“


Das Material kann zur Herstellung von Obst- und Gemüseschalen in Supermärkten und sogar als Möbel, Spielzeug oder als Wärme- und Schalldämmung verwendet werden.
Yáñez glaubt, dass es eine breite und wachsende gesellschaftliche Nachfrage nach ökologischen Lösungen und der Reduzierung von Kunststoffen gibt.
„Diese Nachfrage hat sich sogar in der jüngsten EU-Gesetzgebung niedergeschlagen“, sagte sie gegenüber Euronews. „Wir sollten unsere Arbeit für umweltfreundlichere Lösungen für diese und jede andere Branche fortsetzen. Dies ist die einzige Option, es gibt keinen „Planeten B.“


2. Cubiq Foods: Besseres Fett

Die Biotech- und Pharmaexperten Andres Montefeltro und Raquel Revilla haben Cubiq Foods im Dezember 2018 gegründet. Sie wollen ihr Wissen für die Entwicklung gesünderer Lebensmittelprodukte einsetzen und richteten ihre Aufmerksamkeit insbesondere auf eine Zutat: Fett.


„Unser Ziel bei Cubiq Foods ist es, eine neue Technologie zur Fettstrukturierung einzusetzen, um den Gehalt an gesättigten Fettsäuren und den Kaloriengehalt zu reduzieren, ohne die Textur des Endprodukts zu beeinträchtigen", erklärt Andres Montefeltro.


Zu diesem Zweck haben sie zellbasierte Fette mit einem hohen Gehalt an Omega-3-Fettsäuren geschaffen.
Ihre Fettprodukte sind nicht dazu bestimmt, so verzehrt zu werden, wie sie sind, sondern sie werden anderen Fertignahrungsmitteln wie im Labor gezüchtetem Fleisch hinzugefügt, um Geschmack und Textur zu verbessern.
Das Startup arbeitet auch daran, flüssige Öle in feste Form umzuwandeln. Eine praktische Anwendung könnte darin bestehen, sie pflanzlichen Burgern hinzuzufügen, als Alternative zu Kokosnussöl, das einen hohen Gehalt an gesättigten Fetten aufweist.


Sie sagen, dass sie mehr als 30 Kunden in Spanien haben, die daran interessiert sind, mit Cubiq Foods zusammenzuarbeiten. Allerdings müssen sich diese bis Ende 2020 gedulden müssen, wenn das Startup seine Prototypen fertig gestellt hat.


3. Heura: nicht irgendein Soja


Für den ehemaligen Sozialrechtsaktivisten und Mitbegründer von Heura, Bernat Añaños, ist der Ausgangspunkt klar: „Im Jahr 2050 wird es 10 Milliarden Menschen auf dem Planeten Erde geben. Dann wird es nicht genug Nahrung geben, um alle zu ernähren, und nicht genug Platz für Vieh und Futter.“
Für die Herstellung ihres Produkts Heura benötigen sie 94% weniger Wasser als die gleiche Menge Kalbfleischprotein. Während für 1 kg Rindfleisch 20 kg Getreidefutter erforderlich sind, benötigt die gleiche Menge Heura nur 0,5 kg Soja.


Mit Heura werden „Hühnchen“- und „Steak"-Produkte hergestellt, die nach Angaben des Unternehmens Menschen während Blindverkostungen mit echtem Fleisch verwechseln.
„Wenn sie anfangen, Heura-Lebensmittel zu essen, denken die Leute, dass sie Fleisch essen, und wenn sie es dann wissen, wollen sie es Freunden und Familie empfehlen“, sagt Añaños.
Bereits in 7 Ländern in Europa erhältlich und in Asien, plant Heura eine Expansion nach Lateinamerika.


4. EthicHub: Kredite, Investitionen und ethischer Kaffee


EthicHub ist eine "Crowdlending"-Plattform, die Landwirte, die keinen Zugang zu Bankkrediten haben, mit Investoren verbindet, die eine höhere Rentabilität anstreben oder soziale Wirkung erzielen wollen.
Basierend auf der „Blockchain“ Technologie aus der IT erleichtert EthicHub „die globalen finanziellen Verbindungen zwischen Kleinbauern, insbesondere Kaffeebauern in Chiapas, Mexiko, und europäischen Einzelhändlern", erklärt die mexikanisch-spanische CEO Jori Armbruster.


Im September 2020 hat die Plattform 500 Kreditgeber aus der ganzen Welt an Bord. Die Kredite werden dann von den Kleinbauern für Düngemittel, solarbetriebene Bohnentrockner oder zur Auszahlung der Löhne der Angestellten verwendet.


In Anlehnung an einige der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung ist das Hauptziel von EthicHub, „Null Armut in der Region zu erreichen", obwohl das Ziel von Armbruster selbst noch höher gesteckt ist: „Ich möchte auf eine andere Art wachsen und dabei noch profitabler sein als bei der traditionelle Art durch Ausbeutung von Ressourcen."


5. Foodini: Der 3D-Drucker für die Küche


Das spanische Unternehmen Natural Machines wurde 2012 gegründet und gilt heute als führend in der Lebensmitteltechnologiebranche. Die Marke ist vor allem für ihre 3D-Lebensmittel-Drucker bekannt: Foodini.
Über eine Anwendung, die auf dem Smartphone oder Tablett funktioniert, wählt der Nutzer einfach ein Muster oder eine Form aus und fügt bis zu fünf Zutaten hinzu.
„Foodini druckt dann die Lebensmittel durch die Düse in die Kapsel und druckt sie in mehreren Schichten. Das ist ähnlich wie bei einem Tintenstrahldrucker“, erklärt Mitbegründerin Lynette Kucsma.


Foodini kann ein vollständiges Gericht wie Pizza oder Nudeln zubereiten oder komplexe Designs auf Kuchen oder einem Teller erstellen.
„Die Küche wird mit Sicherheit effizienter. Aber es ist auch eine Möglichkeit, die bei der Zubereitung von hausgemachtem Speisen hilft“, fügt Kucsma hinzu.
Foodini misst nur 43x45 cm und kostet rund 4.000 Euro. Die Maschine wurde mehrfach ausgezeichnet und gehört zu den besten 5 % der offiziellen FoodTech 500-Liste, zu den 500 Zukunftstechnologien der Lebensmittelbranche.

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